Leitfragen

Als Vorbereitung und Annäherung für die Zukunft des QuartierAlzette diente die Beantwortung folgender Leitfragen. Diese Fragen wurden in der Entwurfswerkstatt konkretisiert, reflektiert und ergänzt. Die letztendliche Beantwortung erfolgte über die städtebaulich-freiraumplanerischen Leitkonzepte, die während der einwöchigen, kompakten Entwurfswerkstattwoche entwickelt wurden. 

1. Verantwortung: der Beitrag zum regionalen Zusammenhalt »Südregion«

Die Strategie des Luxemburger Staates für eine Stärkung des Südens und eines damit einhergehenden, enormen Strukturwandels geht auf: Stück für Stück bieten weitere große und kleine Projekte regionalen Zusammenhalt, unter Herausarbeitung des immensen Potentials der Region und Stärkung seiner Identität als „Südregion“. 

  • Welche besonderen, innovativen Nutzungskomponenten könnte die Entwicklung des Stadtquartiers Esch-Schifflange begleiten und welche städtebaulichen Anforderungen sind hier schon heute absehbar? 
  • Wie kann ein echtes, in die Zukunft gerichtetes Stadtquartier entstehen und wie könnten Konsequenzen für das städtebaulich-freiraumplanerische Leitkonzept aussehen? 
  • Welchen Beitrag kann Esch-Schifflange für die Südregion leisten und welche Verantwortung ergibt sich aus der besonderen regionalen Lage für die Südregion.
     

Die Konversion des Plangebietes und das zu entwickelnde städtebaulich-freiraumplanerisch Leitkonzept soll Vorbildfunktion übernehmen. Ganz vorne in der übergeordneten Zielsetzung steht ein nachhaltig-innovatives Mobilitätskonzept mit besonderen und in die Zukunft gerichteten Anforderungen, auch als zentraler Beitrag des nationalen Klimaschutzengagements. 

  • Wie können die Anforderungen an einen neuen Regionalbahnhaltepunkt, der Integration einer neuentwickelten Tram-Express als Schnell- bzw. Direktverbindung nach Luxemburg-Stadt sowie weitere Busangebote sinnvoll integriert und zu einem Ausgangspunkt eines neuen Leitkonzeptes werden? 
  • Welche Besonderheiten gilt es von vorneherein im städtebaulichen Leitkonzept herauszuarbeiten, wenn ein Stadtquartier der „kurzen Wege“ mit einer Präferenz für Radfahrer und Fußgänger entstehen soll, um langfristig auch ein ehrgeiziges Ziel eines wegweisenden Tri-Modal-Split-Modells einlösen zu können? 
  • Wie kann eine quartiersverträgliche Erschließungssituation sichergestellt werden? Wie können unnötige Durchgangsverkehre auch innerhalb des neuen Stadtquartiers vermieden werden bei einem Maximum an Wohn- und Aufenthaltsqualitäten? 
     

Die Nutzungsvielfalt im neuen Stadtquartier soll eine ausgewogene Mischung von Wohnen in vielfältiger Ausprägung, verträglichem und innovativen Gewerbe und Dienstleistungen sowie sozialer Infrastruktur und Nahversorgung umfassen. 

  • Wie können auf einem Altindustriestandort Lagequalitäten erstmalig etabliert werden und welche Baufeldoptionen mit welchen denkbaren Zonierungen gilt es für ein Maximum an Flexibilität in Bezug zu noch nicht vorhersehbarer und sich ändernden Markbedingungen zu schaffen? 
  • Welche Besonderheiten gilt es aufgrund neuer, zu entwickelnder oder gar vorhandener Standortbegabungen herauszuarbeiten?

Ziel ist es, ein lebendiges Stadtquartier im „menschlichen Maßstab“ zu entwerfen. Die Nutzungen umfassen dabei Wohnen in den unterschiedlichsten Facetten (u.a. auch bezahlbarer Wohnraum), verträgliches und innovatives Gewerbe, Dienstleistungen, moderne und zeitgemäße Arbeitswelten sowie soziale Infrastruktur.

  • Wie kann das Quartier und seine Teilquartiere zu einem wirklich lebendigen und gemischten Stadtteil im menschlichen Maßstab werden? 
  • Welche Wohn- und Arbeitsformen sind denkbar und wie kann verträgliches Gewerbe integriert und gleichzeitig eine städtebauliche Dichte erreicht werden?
  • Wie können soziale Nutzungen an den richtigen Stellen einen Beitrag für eine harmonische Durchmischung bieten?
     

Die Qualitäten der öffentlichen Räume und deren Vernetzungen werden das zentrale Element im neuen Stadtquartier und die Adressbildung, Aufenthaltsqualität und Identität positiv beeinflussen. Möglichst frühzeitig müssen hier erkennbare Qualitäten geschaffen werden. 

  • Welche Mischung von urbanen und landschaftlichen Qualitäten des öffentlichen Raumes kann das neue Stadtquartier zukünftig prägen? 
  • Welche Aspekte können zur Adressbildung und Stärkung der Quartiersidentität beitragen? Was sind die Alleinstellungsmerkmale? Spielen dabei die topographischen Besonderheiten zukünftig eine Rolle oder sind diese im Zuge von Bodenmanagement und Baureifmachung zu vernachlässigen? 
  • Wie kann die Nähe zu den südlichen Naturschutzflächen herausgearbeitet werden und welche Möglichkeiten in Form von verbesserten oder gar erstmalig eingerichteten Anbindungen über Wege- und Radwegevernetzungen sollten als Teil einer ganzheitlichen Betrachtung verstanden werden?
     

Der sichtbare Erhalt von Elementen der Industriekultur prägt heute weite Teile der Region und ist ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der regionalen Identität. 

  • Welchen Beitrag kann das Gesamtareal bzw. die Revitalisierung des Plangebietes für die Südregion im Sinne einer erlebbaren Industriekulturgeschichte leisten? 
  • Welche zu vernetzenden Einzelelemente sind im Sinne der Entwicklungsabsichten für ein europäisches Vorbildprojekt und den Belangen des Denkmalschutzes gleichermaßen zu integrieren?
     

Die Alzette ist mit der Entwicklung und der Industrialisierung der Südregion eng verbunden. Eine Rückgewinnung von Qualitäten des „Wassers in der Stadt“ ist eine der zentralen Zielsetzungen für das Plangebiet „Esch – Schifflange“. Beide Wasserläufe Dipbach und Alzette bieten das Potential einer freiraumplanerischen Inszenierung und einer landschaftsökologischen Verbesserung.

  • Wie kann die Alzette – die heute am Rande des westlichen und nördlichen Plangebiets verläuft – bei Beachtung von Retentionsräumen rund um das Flussbett und seine periodischen Höchstwasserständen herausgearbeitet werden?
  • Sind zumindest punktuell urbane Inszenierungen sinnvoll oder ist eine vollständig landschaftsökologische Renaturierung ratsam?
     

Das Plangebiet ist nur etwa 300 m von den ersten Gebäuden der Innenstadt Esch-sur-Alzette und nur 800 m von den ersten „Ausläufern“ des kleinen Zentrums Schifflange entfernt und muss deshalb insbesondere gut verzahnt werden. 

  • Welche stadträumliche Vernetzung mit welchen städtebaulichen Körnungen und notwendigen Stärkungen des öffentlichen Raumes sind hier bei gleichzeitig vielfältigen Erschließungsansprüchen angemessen? 
  • Wie kann eine der entscheidenden, räumlich aber sehr beengten Situationen zwischen dem ehemaligen Stahlwerk Esch – Schifflange, der Innenstadt Esch-sur-Alzette und Schifflange mit hohen stadtgestalterischen und funktionalen Qualitäten als Teil der gesamten Entwicklungsaufgabe ausgestattet werden?
     

Die Entwicklungsgesellschaft Agora ist darauf angewiesen, Teilabschnitte möglichst kurzfristig für eine Vermarktung aufzubereiten, wenn die städtebauliche Gesamtkonzeption dies ermöglicht und erste Erschließungs- und Baugrundaufbereitungsmaßnahmen unproblematisch begonnen werden können. 

  • Welcher erste Realisierungsabschnitt kristallisiert sich in einer Harmonisierung städtebaulich-baulicher Aktivitäten und erster, dazugehöriger landschaftlicher Gestaltungsmaßnahmen heraus? Kann dieser vor dem Hintergrund der städtebaulichen Leitkonzeption unproblematisch für eine kurz- bis mittelfristige Umsetzung aufbereitet werden? 
  • Welche Umsetzungsstrategien sind denkbar?